Gewässerausbau

Viele Gewässer wurden in der Vergangenheit begradigt und als Abwasserkanäle benutzt, so dass ihre natürliche Funktion als Ressource für den Menschen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen heute nur noch eingeschränkt vorhanden ist. Die Gewässer in Europa sollen auch für die nachfolgenden Generationen nutzbar sein und wieder Heimat ihrer ursprünglichen Tier- und Pflanzenwelt werden. Durch die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurden EU-weit Vorgaben geschaffen, die unsere Gewässer wieder in einen möglichst naturnahen Zustand zurückführen sollen, denn „Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss“.

Gewässer machen nicht an politischen Grenzen halt. Der Zweigkanal beispielsweise fließt in die Niers, welche in den Niederlanden in die Maas mündet. Daher waren länderübergreifende Vorgaben nötig, um Gewässer effektiver schützen zu können. Ende 2000 wurde die EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) verabschiedet, die die bereits bestehenden Gesetze der Mitgliedsländer bündelt und ergänzt bzw. anpasst. Inzwischen wurde die EG-WRRL mit dem neuen Wasserhaushaltsgesetz (WHG) in innerdeutsches Recht umgesetzt.

Baggerarbeiten zur Erhöhung der Strukturvielfalt an einem Gewässer
Baggerarbeiten zur Erhöhung der Strukturvielfalt an einem Gewässer

Die WRRL gibt Ziele für Wasserqualität und Strukturen der Gewässer vor. Während andere Länder wie z. B. Spanien vor allem in die Klärung von Abwässern investieren müssen, ist dies in der Bundesrepublik schon in den letzten Jahrzehnten mit sehr gutem Erfolg geschehen.

In gerade verlaufenden Gewässern mit steilen Ufern finden nur wenige Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Ist der Gewässergrund (=Sohle) aus Sand und Kies, können hier Tiere Eier ablegen und sich die Larven geschützt entwickeln. Neben Fischen liegt hier auch die Kinderstube vieler Insekten, wie z. B. Libellen, Stein-, Köcher- und Eintagsfliegen. Schlammbedeckte Sohlen hingegen dienen nur wenigen Tieren als Lebensraum. Mit Pflanzen durchsetzte Flachwasserzonen weisen langsamere Fließgeschwindigkeiten auf, erwärmen sich bei Sonneneinstrahlung schneller, bieten Versteckmöglichkeiten in der Vegetation und somit ideale Bedingungen für verschiedene Larven.

In Deutschland besteht daher vor allem in der Gewässerstruktur Handlungsbedarf, d. h. den geradlinigen, strukturarmen Gewässern muss etwas von ihrer Vielfalt der Vergangenheit zurückgegeben werden.

Vielfältige Strukturen und damit Lebensräume am Gewässer
Vielfältige Strukturen und damit Lebensräume am Gewässer

Das WHG setzt eine Frist zur Erreichung des guten Zustandes bzw. des guten ökologischen Potentials bis letztmalig 2027. Es bleibt also viel zu tun.