Naturnaher Gewässerausbau 06.04 in Grefrath-Vinkrath

Wir haben im Zuge der Bebauungsplanung “Vinkrath” im Auftrag der Gemeinde Grefrath und im Rahmen der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie das Gewässer 06.04 naturnah ausgebaut. Das Gewässerausbauvorhaben stellt die naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme zum Eingriff in die Landschaft und Natur für die Ausweisung des Baugebietes “Bousch” dar.

Planung

Gegenstand der Planung ist ein Altarm auf einer artenreichen Mähwiese mit breiter Röhrichtzone, die regelmäßig überflutet wird und das abgefangene Wasser möglichst lange speichern soll. Das Sohlniveau der Altarm-Anschlussstelle wurde an die vorhandene Gewässersohle angepasst, während der Teichbereich des Altarms bis zu 30 cm tiefer reicht, um sein Speichervolumen zu maximieren und den aquatischen Lebensformen in Trockenperioden einen Rückzugsraum zu bieten. Der Teichbereich wurde im natürlich topologisch tiefsten Punkt der Fläche angelegt. Über einen Auslauf wird überschüssiges Wasser bei Überschreitung eines vorgegebenen Wasserstandes wieder dem Gewässer 06.04. zugeführt. Die Gesamtfläche des Altarms ist ca. 2.300 m² groß, während die Röhrichtpflanzen sich auf einer Fläche von ca. 1.750 m² entwickeln können. Die artenreiche Mähwiese erstreckt sich auf ca. 3.500 m².

Planung des Gewässerausbaus
Planung des Gewässerausbaus

Der Altarm wurde in zwei mäandrierenden Verläufen (Anastomosen) von je ca. 100 m Länge gestaltet, die sich auf einer kurzen Strecke kreuzen und letztendlich in einen Teichbereich münden, in dem sich das Wasser ansammeln und über einen längeren Zeitraum gespeichert werden kann. Die Röhrichtzonen sollen sich überwiegend zwischen den Mäandern des Altarms entwickeln.

Umsetzung

Bei der Umsetzung musste zunächst der Oberboden abgetragen werden. Bei dem dort vorkommenden Unterboden handelt es sich um sogenannten Stauwasserboden (Boden des Jahres 2015), bei dem der wasserdurchlässige Oberboden auf wasserundurchlässigem Unterboden liegt und abhängig vom Niederschlag zu wechselnden Nässegraden führt. Der freigelegte Boden wurde absichtlich rauh gestaltet, um die Ansiedlung von Pionierpflanzen zu fördern. Die Böschungen dienen dazu, die Höhen an die umliegenden Grundstücke anzupassen, aber auch zu verhindern, dass Wasser aus dem Gewässerbereich in die Nachbargrundstücke eindringen kann.

Um dem Röhrichtbereich einen Entwicklungsvorsprung zu gewähren, wurden im Bereich der Übergangszone zwischen Wasser und Land Großröhrichte angepflanzt. Dazu gehören Schilfrohr, Breitblättriger Rohrkolben, Schwanenblumen und Sumpfschwertlilien. Die Sumpfschwertlilien wurden aus überzähligen Beständen entnommen und dort eingesetzt.

Maßnahme nach Anlegung der Gerinne
Maßnahme nach Anlegung der Gerinne

Erwartungen an die zukünftige Entwicklung

Es ist zu erwarten, dass diese Arten den gesamten vorgesehenen Röhrichtbereich für sich einnehmen und damit vielen Insekten und Kleinstlebewesen neue Lebensräume bieten werden. Schon beim Bepflanzen der Ufer wurden Plattbauchlibellen, verschiedene Schmetterlinge und Frösche gesichtet.

Ein größeres Regenereignis hat gezeigt, dass Ein- und Auslauf, wie geplant, funktionieren und überschüssiges Wasser, bevor es die Ufer und Böschungen überströmt, planmäßig über den Auslauf dem Gewässer 06.04 wieder zugeführt wird.

Eroberung der Ufer- und Sohlbereiche durch die Natur im Herbst 2015
Eroberung der Ufer- und Sohlbereiche durch die Natur im Herbst 2015

Die Pflege soll auf das minimal erforderliche Maß beschränkt werden. Die Wiesenbereiche werden zweimal jährlich gemäht und das Mähgut abgefahren, damit sich der Artenreichtum der Wiese durch Abmagerung des Bodens erhöhen kann. In der Röhrichtzone wird nur unerwünschter Baum- und Gehölzaufwuchs entfernt und die sonstige Entwicklung der Natur überlassen. Die Entwicklung des Gewässers wird intensiv beobachtet, damit dieses wertvolle Biotop auch in Zukunft erhalten bleibt.